Abstract


Massentötungen durch Giftgas in nationalsozialistischen Konzentrations- und Vernichtungslagern. Historische Bedeutung, technische Entwicklung, revisionistische Leugnung


Im Jahr 1983 legten die KZ-Überlebenden Eugen Kogon und Hermann Langbein zusammen mit dem Leiter der Zentralen Stelle Ludwigsburg, Adalbert Rückerl, und einer Reihe anderer Autoren die erste umfassende Darstellung zum Thema "Nationalsozialistische Massentötungen durch Giftgas" bei S. Fischer vor. Die Autoren wollten den zunehmenden revisionistischen Tendenzen mit einer Dokumentation entgegen wirken, die die "historische Wahrheit so konkret und unwiderlegbar, wie es nur möglich ist", zu rekonstruieren versuchte. Diese Publikation kann als ein Standardwerk zum Thema bezeichnet werden, das Generationen von Lesern den Wissensstand über Massentötungen durch Giftgas im Nationalsozialismus nahe brachte. Zugleich regte das Werk auch zu vielen neuen Forschungen an. Allerdings haben die Infragestellungen und Leugnungen auch nach Erscheinen der Dokumentation nicht abgenommen.

25 Jahre nach dem Erscheinen des Buchs wurde im Rahmen einer großen internationalen und öffentlichen Tagung in Oranienburg 2008 versucht, den aktuellen Wissensstand zusammenzutragen. Die Idee der Tagung wurde im Rahmen einer umfassenden, länderübergreifenden Zusammenarbeit zwischen der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten und dem Institut für Zeitgeschichte an der Universität Wien geboren. Das Otto-Suhr-Institut der Freien Universität Berlin und die Bundeszentrale für politische Bildung konnten als Mitveranstalter gewonnen werden. Schließlich schlossen sich die Fondation pour la Mémoire de La Deportation sowie das österreichische Bundesministerium des Innern der Initiative des Veranstalterquartetts in Kooperation an. Die Tagung wie die daraus resultierende Publikation wurden maßgeblich vom Zukunftsfonds mitfinanziert.

Im Zentrum der wissenschaftlichen Diskussion stand die Frage, wie sich unser Wissen über nationalsozialistische Massentötungen durch Giftgas seit dem Erscheinen des Bandes von Kogon und anderen verändert hat. Welcher Wissenszuwachs wurde erzielt, welche Positionen wurden bestätigt, welche mussten revidiert werden? Die Referenten bzw. Autoren waren gebeten, auch übergreifende Fragen zu thematisieren, die generelle Aussagen über den Einsatz von Giftgas zur Menschentötung im Nationalsozialismus erlauben: Wer und was gab den Anstoß zum Einsatz von Giftgas zur Menschentötung? Ging es bei der Einführung des Vergasungsverfahrens um Rücksicht auf die Empfindungen der Täter oder um eine effektivere Mordmethode? Wurde Giftgas systematisch und kontinuierlich oder nur gelegentlich eingesetzt? Woher erfolgte der Transfer der Tötungstechnik? Wer waren die Opfergruppen, die mittels Giftgas getötet wurden? Beiträge dazu sind im von Günter Morsch und Bertrand Perz herausgegebenen Sammelband: Neue Studien zu nationalsozialistischen Massentötungen durch Giftgas. Historische Bedeutung, technische Entwicklung, revisionistische Leugnung, Berlin 2011 (Metropol) nachzulesen.

Univ.-Doz. Dr. Bertrand Perz

Projekt-ID
ProjektleiterIn
Perz Bertrand Univ.-Prof.Dr. - Österreichische Gesellschaft für Zeitgeschichte
Projekttitel
Massentötungen durch Giftgas in nationalsozialistischen Konzentrations- und Vernichtungslagern. Hist. Bedeutung, technische Entwicklung, revisionistische Leugnung

Mass murder through toxic gas in national socialist concentration camps and extermination camps. The historical impact, technical development, and revisionist denials
Download