Abstract


Erinnerungsorte erschließen


Das Projekt Erinnerungsorte erschließen hatte die wissenschaftliche und pädagogisch-didaktische Annäherung an die Orte der Erinnerung zum Ziel. Die Lernziele einer solchen Arbeit sollten nicht von vornherein festgelegt werden, denn Gedenkstätten sind keine „Lernfabriken“. Deshalb galt es, zuerst mit gedächtnistheoretischen und sozialwissenschaftlichen Kategorien die Spezifika dieser Orte und die Erfahrungen, die bei ihrem Besuch gemacht werden, zu untersuchen. Die „Institution“ Gedenkstätte wurde hier mit dem „unsichtbaren“ Erinnerungsort kontrastiert und auf seine gedächtnistheoretischen Implikationen hin befragt. Erinnerungsorte lassen sich als Gedenkorte, Tatorte, Dokumentationsorte, Museen und touristische Orte begreifen.

Systematische Untersuchungen über den Besuch an solchen Orten sind nur dann sinnvoll, wenn sie die Perspektive der BesucherInnen weitgehend berücksichtigen. BesucherInnen wurden in unserem Zugang nicht als AdressatInnen, sondern als Subjekte der Erinnerung wahrgenommen. Deshalb wurden zusätzlich zu den historiografischen und gedächtnistheoretischen „Schichten“ solcher Orte auch jene Besuchserfahrungen in mehrtägigen Programmen für die Vermittlungsarbeit aufbereitet: die Rolle von Vorerfahrungen und Erwartungen an den Besuch, das Spannungsfeld zwischen ästhetischen, emotionalen und kognitiven Erfahrungen, Motive und Kriterien der Erinnerung, und der Einfluss geschlechterspezifischer und migrationsgesellschaftlicher Konstellationen.

Daraus leitet sich insgesamt die Notwendigkeit einer prozessorientierten Bildungsarbeit ab, die in der Lage ist, historisches Lernen als höchst gegenwärtige Interaktion zwischen Gruppe, Ort und Geschichte zu verstehen. Die Arbeit mit inklusiven Methoden stand hier daher Vordergrund. Das Projekt erreichte in den Jahren 2008-2010 rund 800 Jugendliche und Erwachsene in mehrtägigen Bildungsprogrammen, führte mit seinen internationalen Partnern eine halbjährige Fortbildung für VermittlerInnen in der Gedenkstättenpädagogik durch und entwickelte zahlreiche adressatInnen- und ortsspezifische Methoden.

Als zentrales wissenschaftliches Projektergebnis wurde 2010 der Sammelband „Hilmar, Till (Hg.): Ort, Subjekt, Verbrechen. Koordinaten historisch-politischer Bildungsarbeit zum Nationalsozialismus. Wien: Czernin 2010“ publiziert.

Till Hilmar, Adalbert Wagner (Gedenkdienst, Verein für historisch-politische Bildungsarbeit und internationalen Dialog, www.gedenkdienst.at)

Projekt-ID
ProjektleiterIn
Kaiser-Dolidze Olivia - Gedenkdienst-Verein f. histor.-polit. Bildungsarbeit u. internationalen Dialog
Projekttitel
Erinnerungsorte erschließen 'Forschungsprojekt zur Holocaust-Gedenkstättenarbeit durch den Verein Gedenkdienst)

Developing memorial sites
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