Das Projekt widmete sich den bislang in der Forschung wenig beachteten Themen populistischer Parteien. Auf der Grundlage eines theoretischen Beitrags zur Definition von Populismus und eines aktuellen Überblicks über populistische Parteien in Europa lag der Fokus auf einer Medienanalyse nationaler Wahlkämpfe (2011 bis 2013) in fünf ausgewählten Ländern (Österreich, Deutschland, Schweiz, Dänemark und Polen) hinsichtlich der Themen, mit denen die acht untersuchten populistischen Parteien jeweils in Zusammenhang gebracht wurden. Dafür wurden in jedem Land sämtliche Artikel in zwei ausgewählten Tageszeitungen in den letzten beiden Monaten vor der jeweiligen Parlamentswahl untersucht (in Summe 2.945 Zeitungsartikel).
Bei bloß etwas weniger als der Hälfte der untersuchten Artikel wurde zumindest ein Sachthema genannt. Auch wenn keine Vergleichszahlen zur Verfügung stehen, scheint dies den schon länger beschriebenen Trend einer „De-Thematisierung“ und gleichzeitig Personalisierung der Politik bzw. der Wahlkämpfe zu bestätigen. Gerade für populistische Parteien mit charismatischen Führungspersönlichkeiten erscheint die verstärkte Personenzentriertheit der Medien vorteilhaft.
Populistische Parteien wurden in der Untersuchung mit einer großen Breite an Themen in den Medien in Zusammenhang gebracht. Bei den signifikanten Themen auf der Ebene grober Themenblöcke bzw. den am häufigsten anzutreffenden Unterthemen gibt es nur wenige bzw. nicht sehr große Übereinstimmungen. Dies bestätigt die theoretische Annahme, dass sich viele Themen eignen, um von populistischen Parteien aufgegriffen zu werden. Die These einer „dünnen Ideologie“ bei populistischen Parteien bzw. einer opportunistischen Themenwahl wird damit bestätigt. „Feindbilder“ können in vielfältigen thematischen Zusammenhängen gefunden bzw. konstruiert werden.
Bei den „rechtspopulistischen“ Parteien war der Themenblock Immigration bei drei der sechs Parteien hochsignifikant. Dies bestätigt die theoretische Annahme, dass dieses Thema ein wichtiges Thema für rechtspopulistische Parteien sein kann. Allerdings war das Thema Immigration bei den übrigen drei untersuchten „rechtspopulistischen“ Parteien kein signifikantes Thema. Dies legt den Schluss nahe, dass dieses Thema umgekehrt daher nicht zwingend dominierendes (Wahlkampf-)Thema einer rechtspopulistischen Partei sein muss. Bei den beiden untersuchten „linkspopulistischen“ Parteien brachte die Untersuchung keine übereinstimmenden signifikanten Themen. Diesbezüglich war die Fallzahl der untersuchten Parteien jedenfalls auch zu gering.
Die Studie untersuchte die Themen populistischer Parteien aus einem bestimmten Blickwinkel. Dabei konnten durchaus interessante Ergebnisse gewonnen werden, die insbesondere zur weiteren Theorienbildung brauchbar erscheinen. Jedenfalls wäre es wünschenswert, wenn die – bislang spärliche empirische – Forschung zur thematischen Ausrichtung populistischer Parteien weitere Aufmerksamkeit erhielte.
Zur Publikation siehe:
Klaus Poier/Sandra Saywald-Wedl/Hedwig Unger: Die Themen der „Populisten“. Mit einer Medienanalyse von Wahlkämpfen in Österreich, Deutschland, der Schweiz, Dänemark und Polen, 243 Seiten, Baden-Baden 2017 (Nomos).