Das Ziel des Forschungsprojekts war es, die diplomatisch-politischen Beziehungen Österreichs zu den autoritären Regimen in Spanien, Portugal und Griechenland zu untersuchen – also die Beziehungen der Zweiten Republik zu heutigen Partnerländern der Europäischen Union, die nach 1945 noch Diktaturen waren und nicht dem Ostblock angehörten. Der Umgang mit diesen Staaten, diesbezügliche Brüche und Kontinuitäten werden erstmals auf Basis bisher unbearbeiteter Quellen – vorwiegend des österreichischen Außenministeriums – untersucht. Es gab dabei genug Nährboden für Verbindendes: Alle drei untersuchten Länder sahen in Österreich einen „Frontstaat“ gegen die kommunistische Bedrohung, was auch dem österreichischen Selbstbild entsprach. Darin und in gewissen personellen Kontinuitäten zwischen der Ersten und der Zweiten Republik boten sich Anknüpfungspunkte für die Beziehungen zu den iberischen Diktaturen, aber auch zu den antikommunistischen Siegern des griechischen Bürgerkriegs der Jahre 1946 –1949.
Mit Spanien und Portugal gab es zudem eine gemeinsame dynastische Vergangenheit. Darüber hinaus gab es wirtschaftliche und industrielle Lobbys in Österreich, die Druck auf die Regierungen in Richtung einer Intensivierung der Beziehungen zu den iberischen Diktaturen, aber auch zum Athener Obristen-Regime ausübten. Österreich war schließlich als neutrales Land an guten Kontakten zu allen Staaten, ganz gleich welcher Regierungsform, interessiert. Das Überwinden der alliierten Kontrolle, der Einmischung von außen, gehörte zu den Grundsätzen der österreichischen Nachkriegspolitik.
Österreich hatte keine Berührungsängste gegenüber Diktaturen. Die Unterstützung für Griechenland, Portugal und Spanien manifestierte sich hauptsächlich auf europäischer Ebene und in den internationalen Organisationen. Österreich kam allen drei Regimen in zentralen Fragen entgegen und grenzte sich somit von manch anderen europäischen Staaten deutlich ab, vor allem von den skandinavischen, die sich vorwiegend in Menschenrechtsfragen unversöhnlich zeigten. Außenpolitik wurde in Bezug auf die drei untersuchten Länder oftmals zur Innenpolitik – und umgekehrt. Während sich in den Reihen der konservativen ÖVP klare Unterstützer des spanischen und portugiesischen Weges fanden, bildete sich in der SPÖ in alter Parteitradition eine schmale Protestbewegung gegen die Antidemokraten – besonders gegen Franco. Die griechische Junta-Diktatur rief dagegen in beiden Lagern weit weniger positive Konnotationen hervor, zumal die Obristen gegen den König und eine bürgerliche Demokratie antikommunistischer Grundausrichtung geputscht hatten.
Über die Jahre hinweg veränderte sich die grundlegend moderate Politik Österreichs gegenüber den drei Diktaturen kaum. Sie überdauerte sowohl Regierungswechsel als auch Österreichs internationale Neupositionierung hin zu einer Haltung, die sich dezidiert gegen Regime wie jene der drei behandelten Staaten aussprach.
Eine „Glanzleistung“ ist dabei wohl, dass Österreich es stets vermied, zu sehr als Kritiker der diktatorischen Regime in Erscheinung zu treten, es aber dennoch schaffte, nach deren Untergang als Freund und Helfer der demokratischen Opposition sowie der neuen Machthaber dazustehen. Im Umgang mit Spanien, Portugal und Griechenland nach 1945 offenbart sich ein ambivalentes Verhältnis mit der eigenen Vergangenheit.
Die Publikation „Heimliche Freunde. Die Beziehungen Österreichs zu den Diktaturen Südeuropas nach 1945: Spanien, Portugal, Griechenland“ ist im Böhlau-Verlag erschienen. www.boehlau-verlag.com