Rund 200.000 Frauen, Männer und Kinder wurden während des Zweiten Weltkrieges aus dem besetzten Polen nach Österreich deportiert. Die ersten Transporte in Konzentrations- und Kriegsgefangenenlager oder zum Zwangsarbeitseinsatz erfolgten bereits im Herbst 1939. Im KZ-Mauthausen und seinen Außenlagern wurden ca. 50.000 Polen eingesperrt, die Hälfte von ihnen wurde ermordet. Etwa 100.000 Soldaten der polnischen Armee und Warschauer Aufständische wurden in Offiziers- und Stammlagern inhaftiert, die meisten wurden außerdem zur Arbeit gezwungen. Über 120.000 polnische Bürger mussten in allen Wirtschaftszweigen des Dritten Reiches auf dem Gebiet der heutigen Republik Österreich Zwangsarbeit verrichten.
Im Gedenkjahr 2015 wurde die deutschsprachige Ausstellung „Erinnerung bewahren. Sklaven- und Zwangsarbeiter des Dritten Reiches aus Polen 1939 – 1945“ von der Stiftung „Polnisch-Deutsche Aussöhnung“ in Kooperation mit der Botschaft der Republik Polen in Wien mit Unterstützung des Österreichischen Zukunftsfonds in der Gedenkstätte Mauthausen gezeigt. Diese Wanderausstellung ist bereits an mehreren Stationen in der Bundesrepublik Deutschland gezeigt worden und wurde nun zum ersten Mal in der Republik Österreich vorgestellt. Die Ausstellung enthielt sehr viele Bezüge zur Sklaven- und Zwangsarbeit auf dem Gebiet der heutigen Republik Österreich und zeigte dieses massenhafte Phänomen auch für das gesamte vom Dritten Reich besetzte Gebiet. Die vorherige Fassung der Ausstellung ist um Informationen und Angaben zu Auszahlungsprogrammen aus den Mitteln des Österreichischen Fonds „Versöhnung, Frieden und Zusammenarbeit“ an die in Polen lebenden NS-Opfer ergänzt worden und präsentierte dahingehend die Zusammenarbeit beider Länder bei der Wiedergutmachung des NS-Unrechts. Die in der Ausstellung gezeigten Verordnungen und Bekanntmachungen der Besatzungsbehörden, Informationen über Schikanen und Strafen sowie Bekanntmachungen über Massenexekutionen zeugten von der Brutalität der Besatzungspolitik gegenüber der polnischen Zivilbevölkerung. Die präsentierten Fotografien und Dokumente sowie Briefe aus den Lagern haben den Besuchern das Schicksal von konkreten Menschen und die Tragödie ganzer Familien näher gebracht. Es wurden Fotos und Briefe von Überlebenden und von denjenigen, die niemals zurückgekehrt sind, gezeigt.
Begleitend zur Ausstellung erschien aus den Mitteln des Außenministeriums der Republik Polen in deutscher und polnischen Sprache ein Katalog, der außer den Ausstellungsstücken weitere Dokumente, Fotos und Fachartikel beinhaltet. Die feierliche Eröffnung der Ausstellung fand am 9. Mai 2015 um 13:00 Uhr in der KZ-Gedenkstätte Mauthausen in Anwesenheit von Herrn Direktor Harald Hutterberger, Herrn Minister Andrzej Krzysztof Kunert, dem Botschafter Artur Lorkowski, vor allem aber mit ehemaligen Häftlingen im Rahmen der Gedenkveranstaltungen anlässlich des 70. Jahrestages der Befreiung des Konzentrationslagers Mauthausen-Gusen statt.
Die Ausstellung konnte vom 21. April bis zum 22. Mai 2015 in der Gedenkstätte Mauthausen besichtigt werden. Die Ausstellung verzeichnete ein reges öffentliches Interesse sowie positive Resonanzen und wurde von vielen interessierten Besuchern besichtigt, die besonders zahlreich hinsichtlich des Jahrestages der Befreiung des Konzentrationslagers nach Mauthausen kamen.
Dieses Projekt ist ein gutes Beispiel und Beweis der weiteren guten Zusammenarbeit der Stiftung „Polnisch-Deutsche Aussöhnung“ mit dem Österreichischen Zukunftsfonds, wie das auch in der Vergangenheit der Fall im Bezug auf die gute Kooperation mit dem Österreichischen Versöhnungsfonds (ÖVF) war.
Der Österreichische Versöhnungsfonds hatte insgesamt 132.000 Anträge ehemaliger Sklaven- bzw. Zwangsarbeiter und -arbeiterinnen aus aller Welt genehmigt und dafür rund 352 Millionen Euro ausbezahlt. 22 % der Leistungen gingen nach Polen an 22.689 polnische Sklaven- bzw. Zwangsarbeiter und -arbeiterinnen.
Bei der Arbeit mit diesem Team des ÖVF war ich persönlich involviert, diese Mitarbeit war für mich nicht nur eine reine Freude sondern auch ein intellektuelles Abenteuer.