Abstract


Autoritarismus in Österreich und Zentraleuropa


Nach einem starken Rückgang seit den 1980er Jahren sind ab 2004 autoritäre Dispositionen in der österreichischen Bevölkerung wieder leicht angestiegen. Im Ländervergleich zeigt sich für Österreich jedoch eine vergleichsweise geringere Verbreitung sowohl autoritärer Unterwürfigkeit als auch aggressiv-autoritärer Einstellungen. Dennoch werden insbesondere autoritäre Maßnahmen gegen Verbrechen und für Recht und Ordnung von etwas mehr als der Hälfte der Befragten in Österreich befürwortet.

Autoritäre eher orientierungslos

In allen untersuchten Ländern zeigt sich, dass insbesondere „autoritäre Unterwürfigkeit“ (als eine Subdimension von Autoritarismus) signifikant die Orientierungslosigkeit der befragten Personen verstärkt. Darüber hinaus zeigen diese Personen eine verstärkte Akzeptanz von Formen des neuen politischen Autoritarismus wie etwa dem Verbot politischer Proteste (z.B. Demonstrationen, Streiks).

Junge und Gebildete weniger Neigung zu Autoritarismus
Generell zeigen die Umfrageanalysen, dass je jünger die Befragten sind, desto weniger Indikatoren für Autoritarismus sich nachweisen lassen. Darüber hinaus lehnen Personen mit umfassenderer Bildung den Neuen Politischen Autoritarismus besonders stark ab.
Kritische Auseinandersetzung mit Vergangenheit fördert Demokratie
Trotz der unterschiedlichen Rolle der Kriegsgesellschaften in den untersuchten Ländern zeigt sich ein gemeinsamer Trend, dass die Abwehr der Auseinandersetzung mit Schuld und Verantwortung in der eigenen Geschichte auch mit autoritären politischen Einstellungen in der Gegenwart einhergeht. Dieses Ergebnis zeigt die wichtige Rolle einer kritischen Auseinandersetzung mit der eigenen kollektiven Vergangenheit für die Konstituierung und Festigung eines demokratischen Selbstverständnisses.
Günther Ogris, Geschäftsführer des Wiener SORA Instituts:
„Bildung und die Fähigkeit zu lernen, erleichtern den Menschen die Orientierung in der komplexen Welt von heute und führen daher zu einer Abschwächung autoritärer Unterwürfigkeit sowie aggressiv-autoritärer Einstellungen gegenüber Anderen und Außenseitern. Auch die offene Auseinandersetzung mit dunklen Kapiteln in der eigenen Geschichte kann mit zu einer toleranten demokratischen Kultur beitragen.“

Die Ergebnisse der Studie sind in Buchform publiziert: Oliver Rathkolb / Günther Ogris (Hrsg.): Authoritarianism, History and Democratic Dispositions in Austria, Poland, Hungary and the Czech Republic. Studienverlag Innsbruck-Wien-Bozen, 2010.

Oliver Rathkolb und Günther Ogris (Herausgeber), Muriel Blaive, Piotr Buras, Christian Gerbel, Günther Guggenberger, Árpád v. Klimó, Rossalina Latcheva, Aleksandra Ptaszynsky

Projekt-ID
ProjektleiterIn
Rathkolb Oliver Univ.-Prof.DDr. - Ludwig Boltzmann Inst. Europ. Geschichte u. Öffentlichkeit
Projekttitel
Totalitäre Erfahrungen, autoritäres Potential und demokratische Werte in Polen, Slowenien Tschechien, Ungarn und Österreich

Totalitarian Experience, Authoritarian Potential and Democratic Values in Poland, Slovenia, the Czech Republic, Hungary and Austria
Download