Abstract


Jüdische Fotografinnen im Wien der Ersten Republik - Vienna’s Shooting Girls


Das Forschungs-, Ausstellungs- und Publikationsprojekt „Vienna’s Shooting Girls – Jüdische Fotografinnen aus Wien“ rückte die große Anzahl von Fotostudios von jüdischen Frauen in Wien bis 1938 in seinen Fokus. Einerseits wurden die Voraussetzungen und Gründe für die ungewöhnliche Häufigkeit dieser Berufswahl bei Frauen aus bürgerlichen jüdischen Familien beleuchtet, andererseits den Spuren der wenigen heute noch bekannten ebenso wie der vielen zu Unrecht vergessenen Fotografinnen nachgegangen und die hohe ästhetische Qualität ihrer Fotoarbeiten wieder sichtbar gemacht.

Im Rahmen des Forschungsprojekts konnten rund 70 einzelne Wiener jüdische Fotografinnen recherchiert werden, von denen eine Auswahl von rund 50 mit Arbeiten in der Ausstellung präsentiert wurde. Es konnte anhand von Vergleichsbeispielen von nichtjüdischen Fotografinnen gezeigt werden, wie sowohl quantitativ als auch qualitativ bedeutend der Anteil der jüdischen Fotografinnen in den ersten Dekaden des 20. Jahrhunderts in Wien war.

Durch die Rückführung dieser Tatsache in das kollektive Gedächtnis wurde auch ein Stück jüdischer Wiener Frauengeschichte wieder zugänglich gemacht. Mit dem „Anschluss“ 1938 endete diese in vieler Hinsicht fruchtbare und erfolgreiche Phase gewaltsam. Eine Reihe von Fotografinnen setzte ihre Arbeit im Exil fort, andere konnten sich nicht mehr neu etablieren. Einigen wenigen gelang die Flucht nicht. Sie wurden von den Nationalsozialisten ermordet.

Doch nicht nur die Fotografinnen und ihre Arbeiten lohnten den Forschungsaufwand, sondern auch die auf den Portrait-, Mode- und Publicity-Fotos Dargestellten. Sie vermitteln einen Querschnitt des kulturellen Lebens der Ersten Republik – und darüber hinaus nicht zuletzt auch ein Bild des sich im Verlauf weniger Jahrzehnte rasant wandelnden modernen Frauenbildes, auch und besonders in jüdischen Kreisen. Gerade der Blick auf die Kundschaft der jüdischen Fotografinnen ließ unzweifelhaft erkennen:

Fotos von Madame d’Ora, Trude Fleischmann, Edith Barakovich, Trude Geiringer, Dora Horovitz, Grete Kolliner, Steffi Brandl, Edith Glogau oder Pepa Feldscharek waren in den 1920er- und -30er-Jahren state of the art.

Mag. Andrea Winklbauer, Dr. Iris Meder

Projekt-ID
ProjektleiterIn
Bojankin Tano Mag. - IPTS Inst. f. Posttayloristische Studien
Projekttitel
Jüdische Fotografinnen im Wien der Ersten Republik (Publikation: Vienna's Shooting Girls)

Jewish female photographers in Vienna during the First Republic (publication: Vienna's Shooting Girls)
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