Abstract

Lern- und Gedenkstätte Jüdischer Friedhof Wiener Neustadt

Das Forschungs- und Vermittlungsprojekt basiert auf der Idee des Historikers Mag. Dr. Werner Sulzgruber, der 2009 die Initiative Aktion Kulturdenkmal Jüdischer Friedhof Wiener Neustadt (AKJF) ins Leben rief und als Projektleiter schließlich die Lern- und Gedenkstätte Jüdischer Friedhof Wiener Neustadt 2010 verwirklichte.

Der Zukunftsfonds war an der erfolgreichen Umsetzung insofern beteiligt, als einzelne Aspekte der Forschungsarbeit (nämlich die Aufnahme der Personendaten aus den Grabstein-Inschriften, die Transkription einer Auswahl besonderer Inschriften sowie die fotografische Dokumentation der rund 270 Grabsteine) finanziert wurden. Die Ergebnisse des Projekts sind im Buch „Das jüdische Wiener Neustadt. Geschichte und Zeugnisse jüdischen Lebens vom 13. bis ins 20. Jahrhundert“ (Mandelbaum, erschienen im September 2010) nachzulesen.

Vorgeschichte: 2007 kam es in Wiener Neustadt zu einer umfassenden Aktion durch Freiwillige für den damals verwahrlosten jüdischen Friedhof. Mag. Dr. Sulzgruber begann in der Folge mit einer ersten Erfassung von Informationen über den Friedhof und Projektplanungsarbeiten. Dabei kam es zum sensationellen Fund mehrerer jüdischer Grabsteine. Einzelne Objekte zählen zu den ältesten Österreichs, ein Grabstein (datiert auf das Jahr 1268) zu den ältesten Europas. Alle fünf Grabsteine wurden 2008/09 restauriert und 2009 auf dem jüdischen Friedhof aufgestellt.

In Zusammenarbeit mit Mag. Johannes Reiss (ÖJM, Eisenstadt) wurden sämtliche Kerninformationen in Hebräisch aus den Inschriften erfasst und transkribiert. Außerdem erfolgte die vollständige Transkription von 15 Inschriften und 5 mittelalterlichen Grabstein-Inschriften. Seitens des involvierten Fotografen (Firma Tschank) wurden im Herbst 2009 und im Frühjahr 2010 Fotos sämtlicher Inschriften angefertigt.

Insgesamt beinhaltete das Projekt die folgenden Komponenten: Aufarbeitung der Geschichte des Ortes, Erfassen der Personen-Daten (Vor- und Zuname, Mädchenname, Geburtsdatum, Geburtsort, Stand, Beruf, Wohnadresse, Todesdatum, Todesursache), Produktion von Biografien, vollständige Dokumentation aller deutschen Inschriften, Erstellen einer Personen-Datenbank sowie einer Gräber-Datenbank (Inventar), Vermessung des gesamten Areals, Erstellen eines Liegeplans (inkl. Neu-Nummerierung, Kategorisierung der Gräber etc.), Beschreibung der Gräber und Grabsteine (Sprache/Text, Symbole, Zierelemente, Form/Abschlüsse, Umfassungen), Situationsplan (inkl. Gebäude, Baumbestand und weiterer Infrastruktur), Belegplan, fotografische Dokumentation, Produktion einer Website (mit Hintergrundinformationen, Datenbank-Abfragen, Foto-Sammlungen u.v.m.), Ausarbeitung von Lernmaterialien (als Downloads) etc.

Die IKG Wien zeigte ihre Anerkennung für das Engagement von Mag. Dr. Werner Sulzgruber für den jüdischen Friedhof mit der Verleihung der Marietta-und-Friedrich-Torberg-Medaille im Jahr 2010.

Im Kultur- und Bildungswesen werden nunmehr seit Jahren Führungen auf dem jüdischen Friedhof, Stadtspaziergänge sowie Workshops und Präsentationen für Schülerinnen und Schüler, aber auch Lehrerinnen und Lehrer angeboten.