Abstract


Der jüdische Friedhof Währing in Wien


Der jüdische Friedhof Währing ist einer der zentralen jüdischen Kultorte Wiens. Er ist aber auch ein bedeutendes Kulturdenkmal: Grabdenkmäler, Aufbahrungshalle (Joseph Kornhäusel) und historische Gartenanlage bilden ein einzigartiges Ensemble aus der Biedermeier-Zeit. Damit kann das Areal als jüdisches Pendant zum bekannten Friedhof St. Marx gelten. Vor allem aber ist es als Begräbnisstätte aller zwischen 1784 und 1885 in und um Wien verstorbenen Juden ein Spiegel der später vernichteten Wiener jüdischen Bevölkerung und ihrer bedeutenden Rolle in der Industriellen Revolution, der Emanzipation und der beginnenden Moderne.

Der Zustand des jüdischen Friedhofes Währing hat sich in den vergangenen Jahren kontinuierlich verschlechtert. Seit dem Abschluss des Washingtoner Abkommens im Januar 2001 wird eine Lösung zur umfassenden Sanierung und kontinuierlichen Pflege dieses Kulturjuwels gesucht. Mit der Einrichtung eines Friedhofsfonds beim Bund im Herbst 2009 sowie der Unterzeichnung einer Pflegevereinbarung zwischen der Stadt Wien und der Israelitischen Kultusgemeinde Wien vier Jahre danach wurden auch finanzielle Voraussetzungen für die nötigen Wiederherstellungsmaßnahmen geschaffen. Wissenschaftliche Grundlage der Vorhaben zur Rettung des Areals sind jene Daten und Forschungsergebnisse, die im Rahmen des hier vorgestellten Projekts des Zukunftsfonds erarbeitet werden konnten. Das in weiterer Folge dazu publizierte Buch ist daneben auch das erste Grundlagenwerk seiner Art für ganz Österreich.

Die hier gewonnenen Erkenntnisse konnten in weiterer Folge durch das Projekt des Zukunftsfonds zur Anlage eines Gesamtinventars aller erhaltenen Grabsteine auf dem Friedhof umfassend ergänzt werden. Damit liegen nun neben genauen Zahlen und Messdaten zu jedem einzelnen Monument auch eine Klassifikation der architektonischen und kunsthistorischen Stilistika, sowie - gerade in Hinblick auf die erhoffte Restaurierung - eine Prioritätenliste vor.

Neben der wissenschaftlichen Auswertung und Darstellung sämtlicher verfügbaren Daten zu den Eigentumsverhältnissen, zur Anlage des Friedhofes während der Zeit seiner Belegung sowie nach der Schließung bis 1938 wurde der Aktenbestand zur 1938 einsetzenden Zerstörung umfassend aufgearbeitet und analysiert. Erstmals wird mit dem Buch auch eine vollständige Liste aller im Zuge der Ereignisse der NS-Zeit und ihrer Folgen zerstörten rund 2.500 Grabdenkmäler zugänglich sein. Das Buch ist somit zugleich eines der wenigen Memorbücher für jüdische Friedhöfe, die bisher in Österreich existieren:

Tina Walzer: Der jüdische Friedhof Währing in Wien. Entwicklung, Zerstörungen der NS-Zeit, Status quo. Wien: Böhlau Verlag 2011. ISBN 978-3-205-78318-3













2013 Zukunftsfonds der Republik Österreich

Mag. Tina Walzer

Projekt-ID
ProjektleiterIn
Walzer, Mag. Tina - Jüdische Kultusgemeinde
Projekttitel
Der Währinger jüdische Friedhof in Wien. Historische Entwicklung, Zerstörungen der NS-Zeit, Status quo

The Jewish Cemetery in the Währing district of Vienna. Its historical development, destruction during the National Socialist regime and present state
Download